Erschienen am 7.3.2018 in der Nordsee-Zeitung
Von Andreas Schöner
Landkreis Cuxhaven. Jeder Hund ist anders. Aber Dennis Macziewski hat für alle etwas übrig. Deshalb macht sich der 41-Jährige fast täglich auf den Weg, um vermisste Vierbeiner zu suchen. Kreuz und quer durchs Elbe-Weser-Dreieck führen ihn die Fälle. Sein ehrenamtlicher Einsatz ist gefragt. Immer wieder kommen Herrchen und Frauchen auf ihn zu, weil sie ohne ihre haarigen Lieblinge leiden. Zuletzt fanden der Hafenarbeiter und seine Helfer die ausgebüchste Emmy in Köhlen wieder.
Infos über einen entlaufenen Hund erhält Dennis Macziewski zumeist von Tasso, dem Haustierzentralregister für die Bundesrepublik. Bei dem gemeinnützigen Verein mit Sitz im hessischen Sulzbach können Herrchen und Frauchen ihre Tiere kostenlos anmelden – ob Hund oder Katze. Bei einem Vermisstenhinweis schickt das Tasso-Team einen Auftrag an die registrierten Suchhelfer. Dennis ist einer von ihnen. Er ist auf Hunde spezialisiert. „Ich bin gern zur Stelle, wenn es passt“, sagt der sportliche Mann mit Kurzhaarfrisur. „Es freut mich, Mensch und Tier wieder zusammenzubringen“, erzählt der passionierte Hundehalter, der bei Gnarrenburg wohnt.
Seine Erfolge – Emmy ist nur einer von vielen – haben den 41-Jährigen ermuntert, vor einem Jahr bei Facebook eine Seite einzurichten: „Hunde Region Suche. Kleiner Nördlicher Bereich“, lautet der sperrige Titel seiner digitalen Anlaufstelle. „Hier melden sich zunehmend mehr Leute.“
Dennis wird im Auftrag der Halter tätig. Geld gibt’s dafür nicht. Dafür herzlichen Dank. Und eine Spende. „Meine Kosten sind gedeckt“, sagt er, der das Ehrenamt einen „Stützpfeiler unserer Gesellschaft“ nennt. Auf 20 bis 30 Fälle pro Monat kommen der Hundesucher und seine Helfer. Immer wieder sind sie unterwegs zwischen Cuxhaven und Bremen, Nordenham und Bremervörde.
„Viele entlaufene Tiere sind orientierungslos und ängstlich“, sagt Dennis. „Sie verstecken sich, wenn sie jemanden riechen.“ Da ist Zurückhaltung oberste Sucherpflicht. Die Hunde brauchen Ruhe. Und was zu fressen.
Futterstellen rund um den Ort des Verschwindens helfen deshalb, weiß der 41-Jährige. „Dort gibt’s das Lieblingsfutter für den Hund – im Fall von Emmy an vier Stellen.“ Dennis und sein Team schmierten zudem Leberwurst an Köhlener Bäume und auf den Boden. Um Wege zu weisen.
„80 Prozent der entlaufenen Tiere kommen dahin zurück, wo sie weggelaufen sind“, weiß Dennis. Einmal gesichtet – von Anwohnern, die per privatem Flyer informiert wurden, oder von freiwilligen Helfern – postiert der Hundesucher im nächsten Schritt hochauflösende Kameras. Die Tiere sind oft in der Nacht unterwegs. „Mit Hilfe der Technik sehen wir, wann und wo sie sich blicken lassen.“ So entsteht ein Muster vom Lauf- und Ruheverhalten. Ist der Kreis eingeengt, wird ein Zugriff möglich. „In der Regel rufen wir die Halter dazu.“ Wie bei Emmy, als man durch Kamerabilder entdeckte, wo sich die Hündin nachts verkroch.
Leckerlis, Thunfisch, Pansen
Doch jeder Hund ist anders. Und deshalb jede Suche. Mal helfen Leckerlis, mal Thunfisch, mal Aromaspuren von Pansen. Und manchmal hilft gar nichts. Wie im Falle eines Hundes aus Ostfriesland. „Wir hatten neun Futterstellen angelegt, diverse Kameras aufgebaut und etliche Sichtmeldungen erhalten.“ Doch der Hund blieb verschwunden. Ein halbes Jahr später meldete sich ein Jäger aus dem nordrhein-westfälischen Mönchengladbach. Er hatte das entlaufene Tier im Wald entdeckt.
Auch eine andere Suche endete überraschend: Das Team um den 41-Jährigen suchte Haley, eine Hündin, die in Langenrehm (Landkreis Harburg) verschwunden war. Beim Blick auf die Kamerabilder fiel den
Suchern auf: Es handelt sich gar nicht um Haley, sondern um einen anderen Hund. Nach einem Eintrag auf seiner Facebook-Seite meldete sich alsbald eine Frau aus Halle in Thüringen, rund 400
Kilometer entfernt. Ihr Adam war vor einem Jahr entlaufen. „Die Dame ist extra angereist“, erinnert sich Dennis. „Die war überglücklich.“ Happy End in Halle. Die Suche nach Haley dauert bis heute
an.